Auswertung Archivdokumente über die Verhaftung von Heinrich Karl Hofmann

Die ausgewertete Dokumente stammen hauptsächlich von Heinrich Karl Hofmanns Vater. Der Titel des Archivdokuments lautet zwar „Hofmann, G. H., Hofkammerrat, und sein Sohn Heinrich Carl Hofmann, Advokat“, aber in: Hessische Biografie https://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/bio/id/4204 (Stand: 15.4.2021) steht, dass ein gewisser Johann Michael Hofmann der Vater ist. In den Dokumenten bitte der Vater an verschiedene Stellen (Zeitung, Großherzog, Ministerium) für die Freilassung oder Erleichterung der Haftbedingungen. Dafür werfen Beamten aus dem Departement für Auswärtige Angelegenheiten ihm Untreue und Verletzung seiner Pflichten als Staatsdiener. Er war nämlich Hofkammerrat in der Verwaltung des Großherzogtums Hessen.

Das erste Dokument in der Versammlung ist die „Anklage des Departements für Auswärtige Angelegenheiten gegen Hofkammerrat Hofmann wegen Pflichtverletzung anlässlich der Veröffentlichung eines Artikels in der Neuen Speyrer Zeitung.“ Die weiteren Dokumente sind die Auszüge aus den Zeitungen, ein Schreiben an den Großherzog Ludewig I. und ein Beschwerdeschreiben an die Landesregierung der Provinz Starkenburg.

Aus den Dokumenten geht hervor, dass Heinrich Karl Hofmann am 22. September 1819 in Michelstadt verhaftet wurde. Sein Vater betont mehrfach, dass der Grund Hofmann später als die andere Mitstreiter, die zum größten Teils schon am 20. September verhaftet wurden, läge daran, dass er „zu dieser Zeit […] ganz zufällig in Geschäften auswärts.“ Der Vater betonte auch, dass Karl Hofmann nach Darmstadt „eilte“, um sich vor seinem „kompetenten Richter zu vertheidigen“, sobald er Erkenntnisse über den Verhaftungsbefehl bekamen (HStAD Fonds D 12 No 18/9, S. 5).

Hofmanns Vater gibt an, dass er zwar am 21. September wieder in Darmstadt angekommen ist, aber umgehend weiter nach Michelstadt reiste. Sein Vater schreibt: „Beÿ seiner Ankunft […] vernahm der aber die freÿwillige Sistirung des Adv. Bogen von Michelstadt und den Befehlt zum Abmarsch der Truppen dahin. Um die Unterthanen, die ohne rechtlichen Beistand waren, mit dem ihm geschenkten Zutrauen an ihre Pflichten zu erinnern und soviel in seinen Kräften lag, die Rühe zu erhalten, eilte er am 22. September nach Michelstadt zu dem Justizamt, erklärte ihm die gegen ihn beschlossene Verhaftung und seine fromme Absicht“ (Ebd. S. 5).

Weiter erklärte die Handlung seines Sohn wie folgt:

Der Adv: Heinrich Karl Hofmann, mein Sohn, wurde von mehreren Amts-Deputierten und Familienvätern beauftragt, mehrere Beschwerden der Unterthanen dem Landesherrn unmittelbar vorzustellen und um deren gnädigste Abhülfe submißest zu bitten; er erfüllte die Pflicht eines Advocaten ohne Rücksicht auf sein eigenes Wohl, ohne Gewinnsucht, redlich nach den ihm angegebenen Umständen.

(Ebd. S. 4)

Hofmanns Vater versuchte das Handeln seines Sohns zu rechtfertigen und aus seiner Sicht eine falsche Darstellung des Vorgangs zu korrigieren. Diesen Versuch macht er öffentlich, in dem er die Rechtfertigung in der Speyerer Zeitung Nr. 137 veröffentlicht. Diese Veröffentlichung ist vom 27. Oktober 1819 datiert. Eine weitere Stellungnahme veröffentlichte er am 16. November 1819 in der Schwäbischen Merkur (von ihm am 17. Oktober 1819) und nimmt direkt Bezug auf einen Artikel in der Frankfurter Journal Nr. 286 vom 13. Oktober 1819. Am 22. November 1819 erscheint das Protokoll des Ministeriums über diese Veröffentlichung. Voraus ging ein Beschwerdeschreiben von Hofmanns Vater an der „Landesregierung der Provinz Starkenburg“, das vom 27. September 1819 verfasst wurde. Ein zweites Schreiben Hofmanns Vater an dem „Geheimen Staats Ministerium“ ist vom 12. Oktober 1819 datiert. Die Rechtfertigung des Vaters für seinen in der Speyerer Zeitung veröffentlichten Artikel schrieb er am 11. Dezember 1819. Irgendwann davor hat der Vater dem Großherzog persönlich zur Verhaftung und den Haftbedingungen seines Sohns geschrieben. Dies ist wahrscheinlich nach einer seinen Beschwerdeschreiben an das Ministerium passiert.

In seinem Beschwerdeschreiben monierte Hofmanns Vater, dass am 12. Oktober schon 3 Wochen verstrichen sei, „ohne, daß ihm nur der rechtliche Grund seiner Verhaftung bekannt gemacht, ohne daß er verhört worden.“ Dafür würde sein Sohn in einem „Futterral* ähnlichen Behälter“ befinden, „das ganz dazu geeignet ist, die härtesten Arreststrafe abzubüßen.“ Er bittet, um die Freilassung seines Sohns auf Kaution, bis die Untersuchung stattfindet (Ebd. S. 18-20). Über die schlechten Haftbedingungen beschwert sich der Vater in seiner ersten „Vorstellung“ an der Landesregierung der Provinz Starkenburg noch ausführlicher. Hier schreibt er von „Oehlanstricht, die der Gesundheit nachtheiligte Ausdünstungen ausspeien“, sodass „der Mensch erkranken muß“ (Ebd. S. 15).

Hofmanns Vater ist bei seiner Sohns Verhaftung aktiv geworden. Er nutzte die Mittel, die er als gebildeter Staatsdiener zur Verfügung hatte. Er verfasste zuerst Beschwerdebriefe an den Behörden, das Ministerium und den Großherzog selbst. Allem Anschein nach hatte diese Bemühungen keine Wirkung gezeigt und als Konsequenz schrieb er Artikel für die Zeitung. Die Motivation sein Sohn in Zeitungsartikeln zu verteidigen kommt möglicherweise auch daher, dass in vorherigen Zeitungsartikeln aus seiner Sicht falsche Meldungen über seinen Sohn veröffentlicht wurden. Diese kurze publizistische Tätigkeit führte schnell zu Vorwürfe aus Regierungskreisen, die er umgehend durch eine Rechtfertigung versucht hat zu widerlegen.

Welche Motivation hatte der Vater, diese Verteidigung seines Sohns ausführlich zu betreiben? Die Wortwahl, die er verwendete, war kritisch, obwohl er die Gepflogenheiten wahrte. Es wundert mich, dass er diese Freiheit hatte, ohne selbst harte Konsequenzen tragen zu müssen. Welches Verhältnis hatte er zum Großherzog Ludewig? Wurde er als er von Worms nach Darmstadt wechselte persönlich vom Großherzog eingestellt worden. Er beruft sich jedenfalls auf seinen jahrelangen Dienst für den Großherzog.

Trotz seiner Bemühungen blieb Heinrich Karl Hofmann weiter in Haft. Hat er weiter die schlechten Haftbedingungen ertragen müssen?

Leider gibt die Information aus den Dokumenten wenig Informationen darüber, welche Motivationen für Hofmanns Handlungen gab. Es gibt in den Dokumenten auch keine Beschreibung der Verhaftung oder welche Beweggründe für den Haftbefehl.

Ich sehe momentan enttäuschenderweise wenig Potenzial, die Information für die Arbeit zu nutzen.

*Etui